
Als Geburtsstunde des Zweckverbandes Magnusgruppe gilt das Jahr 1963. Der Ursprung der Wasserversorgung geht allerdings in das Jahr 1961 zurück. Nicht nur den eigenen Kirchturm als Mittelpunkt der Kommunalpolitik sehend, sondern über den Tellerrand hinausschauend, gründeten im Jahre 1961 die damals selbständigen Gemeinden Oberbernbach und Algertshausen eine zentrale Wasserversorgung, die den Namen „Steinberggruppe“, nach einem Flurteil benannt, erhielt. Auch im Markt Kühbach führten die gleichen Überlegungen zu einer zentralen Wasserversorgung.
Der Grund für die damals weitschauenden Beschlussfassungen beider Versorgungsgruppen war die beginnende Bau- und Siedlungstätigkeit in den Gemeinden. Zugleich begannen die Behörden vor allem in öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Gaststätten, wo das Trinkwasser aus meist nur sehr flachen Hausbrunnen gefördert wurde, auf eventuelle schädliche Bestandteile zu untersuchen. Die Ergebnisse führten oft dazu, dass z.B. durch das Vorhandensein von Kolibakterien und andere gesundheitsschädliche Substanzen eine Trinkwasserentnahme in den Klassenzimmern der Schulen verboten wurde. Handlungsbedarf war also angesagt. Vor diese Herausforderung sahen sich auch die Kommunalpolitiker in den Kühbacher Nachbargemeinden Halslangkreit und Stockensau gestellt. Was lag also näher, als sich dem Vorhaben Kühbachs anzuschließen. So beschlossen diese drei Gemeinden am 06. März 1963 den Zweckverband zur Wasserversorgung der Magnusgruppe zu gründen. Deshalb gilt das Jahr 1963 als Gründungsdatum dieses Zweckverbandes.
Der Name „Magnusgruppe“ war dem Kühbacher Kirchenpatron entlehnt. Als „Vorwegmaßnahme“ brachte der Zweckverband zur Wasserversorgung der Magnusgruppe „Steinberggruppe“ 1964 auf dem erworbenen Grundstück an der Ziegeleistraße in Oberbernbach den ersten Brunnen nieder, der lt. Rechnung vom 06.02.1964 95.756,89 DM kostete. Ebenfalls wurde in Kühbach der erste Brunnen gebohrt.
Die Vorhaben beider Zweckverbände, sowohl der „Steinberggruppe“ als auch der „Magnusgruppe“ bedurfte natürlich der fachaufsichtlichen Begleitung. Für den im Regierungsbezirk Oberbayern liegenden Landkreis Aichach war das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt zuständig, sowohl für die Planung, als auch für die Bauüberwachung. Allerdings vergingen noch Jahre bis Trinkwasser aus den Hähnen der Verbraucher floss. Aus den genannten Gründen wurden auch andernorts Überlegungen einer zentralen Wasserversorgung angestellt, so auch in Griesbeckerzell, Igenhausen, Oberschneitbach, Unterbernbach, Unterwittelsbach und in Walchshofen. Da diese Erkenntnisse landesweit zu Überlegungen von zentralen Wasserversorgungen führten, favorisierte der Freistaat Bayern als Zuschussgeber von da an vor allem aus wirtschaftlichen Gründen große Versorgungseinheiten.
Der „goldene Zügel“ oder einfach der sanfte Druck des Staates über die Inaussichtstellung der finanziellen Zuwendungen, ließ die beiden Zweckverbände näher zusammenrücken.
So kam es am 15. April 1969 zu einem aus damaliger Sicht sicher historischen Beschluss, der die Zweckverbände „Steinberggruppe“ und „Magnusgruppe“ vereinigte. Um den künftigen „Firmennamen“ nicht zu verkomplizieren, einigten sich die Verantwortlichen, dem Kühbacher Kirchenpatron die Ehre zu geben. Gleichzeitig wurde in dem Beschluss auf Anregung des WWA Ingolstadt festgehalten, dass die antragstellenden Gemeinden Griesbeckerzell, Igenhausen, Oberschneitbach, Unterwittelsbach und Walchshofen als Verbandsmitglieder aufzunehmen sind. Zum Verbandsvorsitzenden wählten die Verbandsmitglieder den Kühbacher Bürgermeister Karl Kerscher.
Ab diesem Zeitpunkt begann das WWA Ingolstadt mit der Gesamtplanung und den Ausschreibungen der Baumaßnahmen. In Bauabschnitten sollte das Versorgungsgebiet er schlossen werden. Den BA I bildeten die Gemeinden Algertshausen, Oberbernbach, Walchshofen und der Markt Kühbach.
1971 waren bereits 758 Wasseranschlüsse hergestellt und die Versorgung aufgenommen. Nun musste eine Geschäftsstelle eingerichtet und personell besetzt werden. Zum 1. September 1969 wurde
Frau Gertrud Muck als Geschäftsleiterin angestellt. Zwar verfügte der Zweckverband schon über Geschäftsräume, doch konnten wegen fehlender Finanzmittel diese noch nicht ausgestatten werden. So arbeitete Frau Muck über Jahre hinweg in einem als Büroraum zweckentfremdeten
Zimmer ihres Wohnhauses und benützte sogar ihre eigene Schreibmaschine.
Um auch anderen Mitgliedsgemeinden zu einer möglichst baldigen zentralen Wasserversorgung zu verhelfen, drängte das WWA Ingolstadt die Verantwortlichen des Zweckverband zur Wasserversorgung der Magnusgruppe sofort den BA II zu beginnen. Im Vertrauen auf deren Aussagen, wonach der Staat seine Fördermittel uneingeschränkt weiter zur Verfügung stellt, vergab der Zweckverband Aufträge und Arbeiten als „Vorwegmaßnahme BA II“. Doch damit begann das Dilemma. Im Wege von konjunkturpolitischen Steuerungsmaßnahmen verhielt sich der Staat restriktiv. Erschwerend kam dazu noch die Gebietsreform, die nicht nur den Landkreis Aichach-Friedberg schuf und diesen gänzlich in den Regierungsbezirk Schwaben überführte. Damit war auch nicht mehr das WWA Ingolstadt, sondern
Donauwörth fachlich zuständig. Vergebene Bauaufträge in Höhe von rund 1,5 Millionen Mark konnte der Zweckverband nicht mehr finanzieren und musste in dieser Hochzinsphase auf den Kreditmarkt gehen. Die schon errichteten technischen Anlagen bedurften einer fachlichen Betreuung. Dafür wurde zum 1. April 1971 der technische Leiter
Herbert Leischner angestellt.
Schlaflose Nächte bereitete diese Situation sowohl dem
Verbandsvorsitzenden Karl Kerscher, als auch der Geschäftsleiterin Gertrud Muck. Wie Löhne und Gehälter, aber vor allem offenen Rechnungen zu bezahlen waren, stellte beide immer wieder vor neue Rätsel. Bei der Verbandsversammlung am 10, Oktober 1973 wurde der
Hollenbacher Bürgermeister Rupert Reitberger mit der Verbandsführung betraut. In kurzer Zeit offenbarte sich ihm die schwierige wirtschaftliche Situation. Vor allem gab es aufgrund der Gebietsreform keine kompetente Fachbehörde mehr, die helfend zur Seite stehen konnte. Das WWA Ingolstadt war nicht mehr zuständig, das jetzt verantwortliche WWA Donauwörth mit dieser Angelegenheit noch nicht vertraut. So forderte der Verbandsvorsitzende Reitberger ein Krisengespräch auf höchster Ebene ein. Für den 20. November 1973 konnte Reitberger ein Spitzengespräch mit dem zuständigen
Innenminister Dr. Bruno Merk vereinbaren. Das Ergebnis waren weitere Gespräche mit der Obersten Baubehörde, die die Weiterfinanzierung der staatlichen Mittel in die Wege leitete. Als „Soforthilfe“ bekam Reitberger ein äußerst zinsgünstiges Darlehen von einer halben Million Mark mit auf den Rückweg nach Oberbernbach. Nach dem Motto: „
Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott,“ musste sich der Versorgungsunternehmer selbst aus dem Schlamassel ziehen. Möglichkeiten dazu zeigte der versierte Verwaltungsfachmann
Hermann Scholz vom Aichacher Landratsamt, den
Landrat Josef Bestler dafür abordnete, in einer denkwürdigen und emotionsgeladenen Verbandsversammlung in Oberwittelsbach auf. An diesem 28. Januar 1976 wurden Weichenstellungen vollzogen. Höhere Wassergebühren und Investitionsumlagen der Mitgliedsgemeinden waren das Ergebnis. Durch die ausgehandelte weitere Bereitstellung staatlicher Mittel, konnten die Bauarbeiten des BA II angegangen und weitergeführt werden. So konnten in den Versorgungsbereichen Griesbeckerzell, Igenhausen, Haslangkreit, Oberschönbach, Unterschönbach, Mangelsdorf und Rapperzell, einschließlich der Vorwegmaßnahmen
719 Hausanschlüsse hergestellt werden.
Durch den Beitritt der Marktgemeinden Inchenhofen und Pöttmes vergrößerte sich der Zweckverband um die Ortsteile Ober- und Unterbachern, Ingstetten, Schönau und Taxberg, sowie für Pöttmes der Ortsteil Schnellmannskreuth, die den BA III bildeten und 91 Häuser und Gehöfte zum Anschluss brachten.